30.05.18
Tickets  BORN RUFFIANS, ListenBerlin. Handgemachte Konzerte für Berlin in Berlin
030 Berlin & Ask Helmut präsentieren

BORN RUFFIANS ListenBerlin. Handgemachte Konzerte für Berlin 30.05.18 in Berlin, Musik & Frieden

Mittwoch 30.05.18
Einlass: 20:00 Uhr, Beginn: 20:30 Uhr
Musik & Frieden, Falckensteinstraße 48, 10997 Berlin

Tickets – BORN RUFFIANS Berlin


Informationen

Die kanadischen Indie-Rocker Born Ruffians aus Toronto veröffentlichen am 16. Februar 2018 ihr neues Album "Uncle, Duke & The Chief" auf Paper Bag Records / The Orchard in Deutschland. Produziert wurde "Uncle, Duke & The Chief" von Richard Swift (Foxygen, Tennis, Nathaniel Rateliff); um das Konzept, die Gestaltung und die Videos kümmerten sich Leah Fay Goldstein und Peter Dreimanis von July Talk. 


Vor gut zehn Jahren, auf dem allerersten Song ihres ersten Albums kündigten Born Ruffians an, ihr eigenes Land zu gründen. Zwar haben sie damals keine Infos zur weiteren Umsetzung, ihrer Verfassung oder der einheimischen Währung verraten, doch so viel stand von Anfang an bereits fest: das Land hatte mit Sänger & Gitarrist Luke Lalonde, Bassist Mitch DeRosier und Drummer Steve Hamelin ganze drei Einwohner, ihre Landesflagge sollte ein schlichtes Design aus den drei Farben des Albumtitels “Red, Yellow & Blue“ haben, und wie das Album anschaulich darstellte, ist ihr Land ein eher primitiver Ort, gezeichnet von zerklüftetem Gelände, klapprigen Fußgängerbrücken und plötzlichen Erdbeben.

Im Laufe der Zeit hat sich ihr gesetzloser Boden zu einem stabilen Staat entwickelt. Während einige Einwohner das Land verließen (so Drummer Hamelin, der die Band verließ um zur Schule zu gehen), stieg die Einwohnerzahl dank Adam Hindle (der Hamelin am Schlagzeug ersetzt) und dem zweiten Gitarristen Adam Lloyd auf unglaubliche 33 Prozent an. Langsam blüht und gedeiht es im Land der Born Ruffians. Der felsige Boden wurde neu gepflastert und die verwilderten Landschaften wurden mussten einer strahlenden Großstadt weichen. Ansprachen an das Volk - in der Form von ihren drei Alben „Say It“ (2010), „Birthmarks“ (2013) und „RUFF“ (2015) - erreichten weltweit immer mehr Menschen. Ihr Land hat sich dank regelmäßigem Airplay, Millionen von Spotify-Hörern und unzähligen internationalen Tourneen zu einem wunderschönen und blühenden Ort entwickelt - jedoch auch zu einem Ort, den Sänger Lalonde nicht wiedererkannte. Ohne den ehemaligen Mitbegründer Hamelin an seiner Seite, fühlte Lalonde sich nicht mehr zu Hause.

„Die Band war an einem seltsamen Punkt angekommen,“ sagt Lalonde über die Zeit nach der Veröffentlichung von „RUFF“. „Alles war irgendwie anders ohne Steve. Und ein paar Jahre nach seinem Ausstieg, fühlte sich das alles hier nur noch seltsam an. Es hat zwar Spaß gemacht „RUFF“ zu schreiben und aufzunehmen ... doch es war irgendwie nicht mehr unsere Band. Plötzlich dachte ich nur noch: „Was ist as hier? Wieso machen wir das überhaupt noch? Nur damit wir Jahr für Jahr noch eine bestimmte Anzahl an Konzerten spielen können?“

Auf ihren frühen Alben, war Hamelin immer mehr als nur ein Drummer; er war der arrhythmisch Herzschlag der Band, der mit seiner ausgelassenen und krampfartigen Schlägen das ungezähmte und unruhige Wesen der Band maßgeblich beeinflusste. Ohne ihn, muss Lalonde zugeben „haben wir uns so weit wie wir uns gerade noch wohl damit fühlten, in den Radio-Rock Bereich gedrängt und Dinge gesagt wie „schaul mal was Phoenix gerade machen; lass uns sowas mal versuchen“ und anschließend ein Jahr an dem Kickdrum Sound gefeilt, damit alles genau so klingt wie bei Phoenix. Doch dann, gerade als meine existentielle Band-Krise ihren Höhepunkt erreichte, jammten wir nach allen den Jahren wieder mit Steve. Er sagte er sei jetzt mit der Schule fertig und wäre interessiert wieder einzusteigen - Mitch und ich waren sehr überrascht.“

Mit der Rückkehr ihres alten Drummers sind die Ruffians gleich wieder zu ihrem alten Schlachtplan zurückgekehrt: als Trio schreiben und aufnehmen, ohne große Nachbearbeitung und neue Songs möglichst schnell hintereinander raushauen. „Wir sind alle Freunde dieser seltsamen, stichwortartigen Methode Songs zu schreiben.“ sagt Lalonde. „Es ist geht bei uns wirklich unglaublich schnell und ist sehr effizient.“ In einer Zeit, in der ihre Indie-Rock-Kollegen sich meist an Top 40 Trends orientieren oder R&B Beats und EDM Texturen in ihre Songs verwursten, fühlt sich Born Ruffians’ neues Album „Uncle, Duke & The Chief“ umso aufsässiger und rauer an und umarmt ganz bewusst die alte Rock’n’Roll Ästhetik. An Stelle sich mit digitalen Nachbearbeitungstricks rumzuschlagen, laden dich Born Ruffians dazu ein, in den natürlichen Hall von Handschlägen, Tamburingerassel und lärmende Drum-Beats einzutauchen, die von der Decke des Studios zurückschallen. Und obwohl Lalonde hauptsächlich nur Akustikgitarre spiel, tut er das auf so eine intensive Art und Weise, dass der Hörer beinahe seine Finger an den Gitarrensaiten entlangstreifen hört.









Produziert wurde „Uncle, Duke & The Chief“ von Richard Swift, der nach der Zusammenarbeit mit Bands wie The Shins oder Foxygen ein, zwei Dinge über die Balance zwischen musikalische Anarchie und Klassizismus gelernt hat. Auf dem neuen Album geht es nur darum das zu machen, was sich gut anfühlt, nicht darum etwas zu produzieren was gerade hip und angesagt klingt. Im Fall der Ruffians heißt das ihre pseudokünstlerische Einflüsse mal bei Seite zu legen und stattdessen mit dem Sound ihrer Eltern und Bands wie Buddy Holly, The Everly Brothers und die pre-psychedelischen Beatles zu reconnecten.

Während der Arbeit am neuen Album erkrankte Lalondes Vater an Krebs (Spoiler-Alert: ihm geht’s wieder gut!). Das führte dazu, dass Lalonde wieder mit seiner tiefsitzenden Angst zu sterben konfrontiert wurde, die seit seiner Kindheit in ihm wohnt. („Eine meiner ersten Erinnerungen ist, dass Du stirbst wenn Du stirbst.“ sagt Lalonde. „Ich rannte zu meiner Mutter mit diesem stechenden Gefühl in meiner Brust. Ich schrie und weinte.“) Dann, während all diese Gedanken zum Tod im seinem Kopf umherschwirrten, starb David Bowie und damit einer von Lalondes größten musikalischen Helden und Einflüssen. Doch er kam zu einer unerwarteten Erkenntnis: „Das was mich wirklich am meisten beschäftigte an Bowies Tod, war, wie wunderschön es war; es war nicht wirklich eine traurige Erfahrung,“ sagt Lalonde. „Er starb irgendwie elegant: er sagte keinem, dass er sterbenskrank sei, lieferte ein unglaublich starkes und finales Album ab und dann ging er ganz leise von uns. Es war herzzerreißend und doch irgendwie erstaunlich. Ich glaube, die Songs über den Tod auf dem neuen Album zeigen eher, dass der Tod eigentlich auch etwas wunderschönes sein kann, vor dem man sich nicht fürchten muss.“

An dem Tag an dem David Bowie starb, schrieb Born Ruffians-Frontmann Luke Lalonde mit "Forget Me" den Opener des neuen Albums "Uncle, Duke & The Chief". Über Sonnenaufgang-herbeirufende Akustikgitarren singt Lalonde „Someday, a white light will come for you,” bevor er mit „to comfort you.“ eine beruhigende Antwort gibt. In Tradition des The Flaming Lips-Songs „Do You Realize??“ handelt der Song von der Unvermeidbarkeit des Todes und ist gleichzeitig wohltuend und lebensbejahend. „Der Song handelt davon, dass das Licht etwas ist, das Du umarmen und dich dabei wohlfühlen sollst,“ sagt Lalonde. „Am Ende gehen wir doch eh alle den selben Weg - einige sind uns nur immer ein paar Schritte voraus.“

Von der ersten Sekunde an tanzt „Uncle, Duke & The Chief“ andauern auf der Linie, die feiern von trauern trennt. Obwohl kein Song von Lalondes Vater und seinen Kampf gegen den Krebs handelt, erzählt „Spread So Thing“ einen schimmernden Traum nach, im dem Lalonde seinen Vater als jungen Mann trifft: ein Aufeinandertreffen, das das Verstreichen der Zeit, die Auswirkungen des Alterns und die Unfähigkeit die Zeit zurückzugewinnen darstellen soll. Doch das mitreißende Herzstück des Albums ist wahrscheinlich „Fade To Black“, ein Song, der von einer ganz anderen, eher hinterlästigen Art des Verlustes handelt: der, der Motivation und des Tatendrangs.

„Das ist für mich eines der schwersten Dinge im Leben: die Fähigkeit etwas machen zu wollen versus die Fähigkeit etwas wirklich zu machen ohne dann doch wieder in die Leere zu blicken, es doch wieder nur aufzuschieben oder einfach Netflix zu schauen. „Fade to Black“ handelt davon Leute bei genau diesem Kampf zu beobachten.“ erklärt Lalonde.

Doch zum Glück treten euch die Punk-infizierten Songs auf „Uncle, Duke & The Chief“ gehörig in den Arsch, damit genau das nicht passiert. Und letztendlich gilt das auch für Born Ruffians, bei denen mit ihrem neuen Album nun endlich wieder alles läuft. Rückblickend auf eine Karriere, voller Zweifel und Gedanken über Sterblichkeit, antworten sie mit einem Album, das so wunderschön, belebend, chaotisch und nervenaufreibend wie das Leben ist. Uncle, Duke and the Chief are home again.